7.6         Trennvorhänge in Sporthallen

Die größten akustischen Schwierigkeiten bei der Raumakustik in Sporthallen stellen keinesfalls die Decken, sondern vielmehr die (hier wieder erwähnten) Flatterechos zwischen den Prallwänden und - noch mehr - zwischen den Trennvorhängen dar. Hinweise zu den Prallwänden sind bei den Wand­pa­nee­len im Kapitel 7.3 zu finden. Wie groß die Unterschiede von Sporthallen zu Klassenräumen sind, ist gut in der Ab­bil­dung 7.3.2 zu erkennen. Aus dem Kapitel 6.1.7 über Sporthallen wird hier die Abbildung 6.1.7.5 mit den Nachhallzeiten verschiedener Sporthallen mit Flatterechos, einerseits zwischen den Prall­wän­den und andererseits zwischen den Trennvorhängen, noch einmal wie­der­ge­ge­ben.

Abbildung 6.1.7.5: Nachhallzeiten in verschiedenen Sporthallen mit Flatterechos,
links: zwischen den Prallwänden,                                              rechts: zwischen den Trennvorhängen

Weiterhin werden Zweifach- und Dreifachhallen auch dann von den Nutzerinnen als „akustisch schlecht“ bezeichnet, wenn die Schallpegeldifferenz zwischen den Hallenteilen als nicht ausreichend empfunden wird. Diese Schallpegeldifferenz ist das, was die Nutzerinnen hören können. Sie hat nur in Grenzen mit dem Schalldämm-Maß aus einem Prüfstand (bzw. selten auch aus der Nachmessung auf der Baustelle) zu tun.

Schalldämmung

Diesen Abschnitt habe ich ausgegliedert, weil er - in Bezug auf die mir wichtige Schallabsorption zur Lärmminderung - nur verwirren würde. Wer sich dennoch über die Schalldämmung von  dop­pel­scha­li­gen Trennvorhängen in Sporthallen informieren möchte, findet den Text jetzt im Exkurs Kapitel 7.6.1 "Wider die Schalldämmung"

Schallabsorption

Während es bei den Prallwänden nach Kapitel 7.3 inzwischen etliche gute Lösungsmöglichkeiten gibt (die aber Platz und damit Bauvolumen benötigen), ist es bei den Trennvorhängen noch immer schwer, an glaubhafte Prüfzeugnisse der Schallabsorption zu kommen. Einzig Bühnenbau Schnakenberg hat bisher bereitwillig und kurzfristig Prüfzeugnisse eines namhaften Instituts übersandt. Bei anderen Herstellern sind die (ebenfalls glaubhaft geprüften) Materialien noch nicht lieferbar (letzte Anfrage 2024) oder bei lieferbaren Materialien sind die bisher vorliegenden Prüfzeugnisse „nicht so recht glaubhaft“.

Die bisher vorliegenden Prüfzeugnisse sind, ohne Rücksicht auf ihre (Un-)Glaubwürdigkeit, in den beiden folgenden Diagrammen einander gegenübergestellt, links für die Trennvorhänge mit Perforation und rechts ohne Perforation. Die perforierten Vorhänge haben Vliese mit verschiedenen Dicken und Eigenschaften auf der Innenseite; einige Trennvorhänge haben eine sichtseitige Vliesbeschichtung oder Beflockung. Eine der Prüf-Angaben ist im Internet stark verzerrt dargestellt. Damit soll möglichst nicht auffallen, dass die Daten erst ab der 2000-Hz-Oktave benannt sind. Die dortigen Angaben sind gegenüber denen der anderen Produkte „erstaunlich hoch“. Honi soit qui mal y pense…

Abbildung 7.6.1: Schallabsorptionsgrade doppelschaliger und dreischaliger Trennvorhänge für Sporthallen nach den bisher vorliegenden Prüfzeugnissen,
                    links gelochte Behänge                                             rechts ungelochte Behänge

Deutlich ist zu erkennen, dass die nicht perforierten Trennvorhänge die Empfehlungen für die Ausschreibung von Trennvorhängen mit αw ≥ 0,30 nicht erfüllen. Dafür benötigt man perforierte Behänge. Aber auch damit erreichen bisher nur zwei Produkte die Empfehlungen von αw ≥ 0,50 nach dem Ausschreibungs-Vorschlag vom Arbeitskreis Trennvorhänge für die Behänge im mittleren Drittel einer Dreifachhalle. Diese beiden erfüllen dann sogar die wirklich wichtige Anforderung von α250 ≥ 0,35 gemäß den Erläuterungen im Kapitel 7.3.

Wenn weitere Hersteller sich mit dieser Beschreibung veranlasst sehen sollten, ebenfalls ihre Prüfzeugnisse zu übersenden, wird dieser Text gerne aktualisiert.

Abbildung 7.6.2: Ansicht eines perforierten Trennvorhangs
                                                                                        sowie gelochter Behang mit hinterlegtem Filz

Ein Hersteller hat Muster seiner ungelochten und gelochten Behänge zur Verfügung gestellt. Der ungelochte ist etwa 5 mm dick, mit beidseitig relativ dicker Beflockung, der gelochte misst nur 3,5 mm. Dennoch sind beide mit etwa 1500 g/m² gleich schwer. Mit Anstrengung (entsprechend ei­nem hohen längenbezogenen Strömungswiderstand nach Kapitel 7.17) kann man durch den ge­loch­ten Vorhang hindurch“pusten“; dann erzeugt die Atemfeuchtigkeit auf der Rückseite ein schwaches Punktmuster. Der Unterschied zwischen dem ungelochten und gelochten Trägermaterial ist gut zu erkennen, wenn man von der Rückseite mit einer starken Taschenlampe hindurch-leuchtet.

Abbildung 7.6.3: Durchlicht-Ansichten von ungelochten und gelochten Behängen, Aufgrund von Beugung erscheinen die Löcher dunkler als das Trägermaterial

Der Entwurf zur Neufassung von DIN 18032-1 ist gerade zugänglich (Stand April 2025). Jetzt sollte man im Normenausschuss einmal überlegen, ob es nicht tatsächlich sinnvoller ist, die Anforderungen an die Schalldämmung zu streichen  (siehe Exkurs im Kapitel 7.6.1), mit einfacheren und leichteren Konstruktionen nicht nur Aufwand, sondern auch Geld „einzusparen“ und stattdessen die Schallabsorption der Trennvorhänge sachgerecht zu verbessern. Das wirkt sich zwar nicht auf das Schalldämm-Maß Rw aus, wohl aber auf die Schallpegel-Differenzen zwischen den Hallenteilen und auf die Gesamt-Lärmbelastung. Ein Einspruch zum Norm-Entwurf ist eingereicht.

Was ist bei doppelschaligen Trennvorhängen zu bedenken?
- eine Anforderung an die Schalldämmung von Trennvorhängen ist in den
  meisten Fällen nicht zu erfüllen, genaueres siehe Kapitel 7.6.1
- sie macht aber die gesamte Konstruktion aufwändig und teuer
- die mit einem Entfall der Schalldämmung einhergehende 
  Ko­sten­min­de­rung sollte man einer verbesserten Schallabsorption der
  Trennvorhänge zugutekommen lassen (vorrangig bei 250 Hz und 500 Hz)
- Behänge von Trennvorhängen müssen mindestens im unteren Bereich
  bis ca. 3,0 m perforiert und schallabsorbierend mit α250 ≥ 0,35 sein

 

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Stand 2025-10-06