6.2.12 Büro- und Verwaltungsräume, Schulleitung, Elternsprechzimmer

Bitte lesen Sie zunächst die für alle Kapitel „übergeordneten“ Hinweise unter 6.2.

DIN 18041:2016-02 benennt in der Raumgruppe B4 „Räume mit Bedarf an Lärmminderung und Raumkomfort“ und zählt bei den Beispielen nicht nur Büroräume, sondern auch Bürgerbüros und einige weitere Raumarten „mit ständigem Arbeitsplatz“ auf. Zu diesen Raumarten gehören die Räu­me der Schulleitung und des Schul-Sekretariats sowie ähnlich genutzte Verwaltungsräume in an­de­ren Bildungseinrichtungen. Diese Räume werden typischerweise mit einer Sprachverständigung über kurze Distanzen genutzt. Das Gleiche gilt für die im Verwaltungsbereich angeordneten El­tern­sprech­zimmer.

Räume für mehrere Personen

Vorab ein warnender Hinweis: Büros für mehrere Personen sind nur dann akustisch sinnvoll nutzbar, wenn alle bei ihren Tätigkeiten ähnlich Geräusche erzeugen und alle Arbeiten ähnlich ge­räusch­emp­find­lich sind: eine „Denkerin“ unter vielen Telefonierenden ist genauso fehl am Platz, wie eine „Te­le­fo­ni­stin“ unter vielen Denkenden.

Bei mittleren Raumhöhen in Neubauten von Bildungsstätten von etwa 3,0 m bis 3.2 m beträgt der

Sollwert der Nachhallzeit etwa:    Tsoll,B4 = 0,70 s

In den bisweilen nur etwa 2,5 m hohen Räumen von Kindertageseinrichtungen liegt er noch etwas niedriger. Hier beträgt der

Sollwert der Nachhallzeit etwa:    Tsoll,B4 = 0,65 s

Um diese Anforderungen zu erfüllen ist es zunächst rechnerisch ausreichend, lediglich die Decke möglichst vollflächig mit einem Absorber von etwa αw ≥ 0,70 zu belegen. In der Praxis ist das aber nur dann ausreichend, wenn mehrere Schränke und Regale die erforderliche Diffusität des Schall­fel­des gewährleisten.

Einzelbüros (z. B. Schulleitung)

Einzelbüros werden „nur von der Lärm-Verursacherin selbst“ genutzt, die über ihr eigenes Verhalten die Geräuschbelästigung im Raum selbst beeinflussen kann. Die Empfehlungen für Einzelbüros re­sul­tie­ren daher, dass in diesen Räumen die Anzahl von Telefonaten und Video-Konferenzen sehr hoch sein kann. Insbesondere, wenn diese mit Freisprecheinrichtung / PC-Lautsprecher und PC-Mikrofon durchgeführt werden, hat die Raumbedämpfung bzw. die resultierende Verkürzung der Nachhallzeit einen wesentlichen Einfluss auf die Übertragungsqualität der gesprochenen Sprache. Wenn in den Büroräumen bereits schallabsorbierende Decken vorhanden sind, wirken sich bis­wei­len nicht-diffuse Schallfelder und Raum-Resonanzen sehr nachteilig aus. Wenn man ermittelt hat, an welchen Stellen sie entstehen, kann man oft mit wenig Aufwand erhebliche Verbesserungen er­rei­chen.

Das Gleiche gilt auch, wenn in solchen Einzelbüros der Leitung ein Besprechungstisch für eine ge­rin­ge Anzahl von Personen aufgestellt wird. Dann nimmt nicht nur die Grundfläche um acht bis zehn Quadratmeter zu, sondern auch die Möblierung ist – relativ zum Raumvolumen – sparsamer. Auf den beiden Fotos der Abbildung 6.2.12.1 ist gut zu erkennen, wie sich die beiden parallelen Wand­flä­chen „nackt und bloß“ gegenüberstehen. Die Soll-Nachhallzeit ist dann weit überschritten, weil die Mehrfachechos zwischen diesen beiden Wänden hin-und-her-flattern. 

Abbildung 6.2.12.1 parallele Wandflächen ohne Absorber in einem Einpersonenbüro mit Besprech­ungstisch

In Abbildung 6.2.12.2 sind als obere Kurven Nachhallzeiten im Ursprungszustand eines Büroraumes von V = 35 m³ mit zwei parallelen schallharten Flächen und den dadurch bewirkten Flatterechos dar­gestellt. Die oberste Kurve ist der Mittelwert von Messungen, bei denen das Messmikrofon sich vor einer der beiden Wände befand. In dem Frequenzbereich der auffälligen Flatterechos beträgt die Nachhallzeit 0,78 s. Bei Aufstellung des Messmikrofons auf Ohrhöhe einer sitzenden Person in zwei diagonal gegenüber liegenden Raumkanten ergibt sich noch immer ein Mittelwert von etwa 0,63 s, obwohl man die Flatter­echos hier nicht mehr deutlich wahrnehmen kann.

 

Abbildung 6.2.12.2: Ergebnisse von Mes­sun­gen der Nachhallzeit aus einem Büroraum

 

obere Kurven bei Messungen 

ohne schallabsorbierendes Wandpaneel

mit Flatterechos insbesondere

bei 2000 und 2500 Hz

 

untere Kurven bei Messungen

an denselben Positionenen,

jedoch mit schallabsorbierendem

Wandpaneel und ohne Flatterechos

Nach Montage eines schallabsorbierenden Wandpaneels gemäß Abbildung 6.2.12.3 von nur 2,4 m² Fläche verkürzte sich die Nachhallzeit entsprechend den beiden unteren Kurven für bei­de Mess­po­si­ti­onen auf 0,33 s, also auf weniger als den halben Wert. Rechnerisch müsste das schall­ab­sor­bie­ren­de Wandpaneel einen Absorptionsgrad von α > 2 haben, also doppelt so viel Schall absorbieren, wie tatsächlich auftrifft, was physikalisch unmöglich ist. Diese Situation und ihre nachhaltige Ver­bes­se­rung sind ausschließlich durch das nicht-diffuse Schallfeld bestimmt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Abbildung 6.2.12.3:
Schallabsorbierendes
Wandpaneel im Büroraum

Aus dem Vergleich der Messkurven ohne und mit Wandpaneel wird deutlich, dass dessen Wirkung sich nicht allein auf den Frequenzbereich der starken Flatterechos beschränkt, sondern bis hinunter zu 250 Hz deutlich nachweisbar ist. Dort beträgt der Schallabsorptionsgrad etwa 0,65, was recht gut mit den Messergebnissen im Labor übereinstimmt.

Was ist bei Büroräumen im Verwaltungsbereich zu bedenken / zu tun?
- schallabsorbierende Deckenbekleidung mit mindestens αw ≥ 0,70
- die Decke möglichst vollflächig damit belegen
- zur Auswahl der Deckenbekleidungen
à siehe Kapitel 7.1

- schallabsorbierende Wandpaneele einplanen
- bei geringer Streukörper-Anzahl (Schränke / Regale)
  Wandpaneele montieren

 

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Stand 2025-09-21