Notfall-Telefax, Notruf-App NORA und Rauchwarnmelder

Foto von Klaus Büdenbender

Diese Seiten von Klaus Büdenbender sind nicht nur die umfangreichsten, sondern auch die sachgerechtesten Seiten im deutschsprachigen Raum, wenn es um die Abwehr von Gefahr für Leib und Leben geht:
--> unbedingt ansehen, verinnerlichen und beherzigen
(nicht erst dann, wenn's schon brennt)!

http://www.notfall-telefax112.de/

Hier finden Sie die Notfall-Telefax-Formulare in 14 europäischen Sprachen.

Bei den Links finden Sie im Bereich Hoerhilfsmittel / Hoerunterstützung auch einige Firmen, welche hörgeschädigtengerechte Rauchwarnmelder anbieten. Bei den Firmen, wo ich von solchen Geräten im Programm weiß, habe ich "auch RWM" vermerkt.

 

2021-07 Die Notruf-App „nora“ der Bundesländer ist „fast“ da!

Der barrierefreie Notruf für Menschen mit Hör- und Sprachbeeinträchtigungen steht kurz vor der Einführung. Seit dem 26.05.2021 testen rund 300 Anwender die Notruf-App „nora“. Der Deutsche Schwerhörigenbund e. V. (DSB) ist mit neun Personen vertreten.

Das Notruf-App-System besteht aus drei Teilen:
1. den Anwendungen (Apps) für iOS und Android für die Personen in Not
2. einer Anwendung zur Bearbeitung der Notrufe in den Leitstellen und
3. zentralen Servern, die den Notruf an die richtige Leitstelle vermitteln.

Beim aktuellen Test können die Nutzer:innen mit einer Testversion die App ausprobieren.

Nachdem man „nora“ aus dem Playstore oder dem Apple Store heruntergeladen und installiert hat, muss man sich zunächst einmal registrieren. Dieser Vorgang soll verhindern, dass die App missbräuchlich genutzt wird. Ohne eine Registrierung kann man „nora“ nicht nutzen. Im Anschluss daran hat man die Möglichkeit, seine persönlichen Daten einzutragen. Dabei handelt es sich zum Beispiel um die Angaben zu Alter und Geschlecht, Vorerkrankungen oder auch die Art einer Behinderung. Diese Angaben werden im Falle eines Notrufs an die Leitstelle mitübermittelt, aber bis dahin nur auf dem eigenen Handy gespeichert.

Um einen Notruf starten zu können, klickt man auf den dafür vorgesehenen Button „Notruf starten“. Es erscheint die Frage „Wo ist der Notfall“ zusammen mit einer Karte, auf der angezeigt wird, wo das Smartphone den Notfallort ermittelt hat. Weiter geht es mit „Ja, das ist der Notfall-Ort“ oder der Option, die Adresse selbst einzugeben.

Um den Notfall-Ort zu ermitteln, nutzt „nora“ das integrierte Ortungssystem der Smartphones. Je nach Umgebung kann die Genauigkeit sehr unterschiedlich sein.Daher können Nutzer:innen auch selbst eingeben, wo sie sind, wenn der Standort nicht richtig erkannt worden ist. So ist sichergestellt, dass der Leitstelle auch der richtige Meldeort des Hilfesuchenden übermittelt wird.

Im nächsten Schritt kann auf Felder wie Unfall, Feuer oder Medizinischer Notfall geklickt werden um zu melden, was passiert ist. Mit dieser Auswahl öffnen sich weitere Abfragefelder, um weitere Details zu übermitteln. Hat man dies alles erledigt, sieht man eine Zusammenfassung und kann prüfen, ob alle Angaben stimmen, und den Notruf senden.

Aus Sicht der DSB-Tester macht die Testversion von „nora“ einen sehr guten Eindruck. Ihre Handhabung ist einfach, Schrift und Kontrast sind gut. Die Buttons sind in Bild- und Schriftsprache gehalten und machen insgesamt einen aufgeräumten Eindruck. Die Führung durch die Anwendung stellt sicher, dass auch in der Aufregung eines Notfalls nichts vergessen wird. Ob Unfall, Feuer oder Einbruch decken die Optionen vieles ab, was in der Praxis als Notfall eintreten kann. So verfügt „nora“ auch über die Möglichkeit, einen sogenannten „Stillen Notruf“ zu senden, wenn dies zum Beispiel bei einem Einbruch einmal erforderlich sein sollte.

Weiterhin bietet „nora“ an, Textnachrichten mit der Leitstelle auszutauschen, nachdem der Notruf übermittelt worden ist. So können Fragen geklärt oder die Verbindung zur Leitstelle gehalten werden. Zwingend notwendig ist dies jedoch nicht. Nachdem der Notruf gesendet worden ist, schickt die Leitstelle Hilfe, auch wenn nichts geschrieben wird.

Über was „nora“ derzeit noch nicht verfügt, ist die Möglichkeit eines Videochats. Hier gibt es Forderungen der Gehörlosengemeinschaft, die bestehende Möglichkeit des Notrufs über den Relay-Dienst Tess in die Notruf-App zu integrieren. Da „nora“ kontinuierlich weiterentwickelt werden soll, ist die Integration weiterer Dienste für die Zukunft vorgesehen.

Vor zehn Jahren haben wir vom DSB, zusammen mit Gleichgesinnten, damit begonnen, eine Notruf-App auf den Weg zu bringen. Andere haben dies nun zu Ende gebracht. Federführend beteiligt an der Entwicklung von „nora“ war die Geschäfts- und Koordinierungsstelle Notruf-App-System NRW zusammen mit der Taskforce aus den Vertretern des Kompetenzzentrums Selbstbestimmt Leben für Menschen mit Sinnesbehinderung und dem Kompetenzzentrum für Gebärdensprache und Gestik der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen.

Inwieweit „nora“ heute schon als „barrierefrei“ für alle Menschen mit Sinnesbeeinträchtigungen zu bezeichnen ist, darüber streiten sich die Gemüter. Sicher ist, „nora“ erfüllt das Zwei-Sinne-Prinzip – was ein Sinn nicht mehr kann, muss ein anderer übernehmen. Sicher ist vor allem, „nora“ ermöglicht hochgradig Schwerhörenden, Ertaubten und Gehörlosen, in einer Gefahrensituation eigenständig ohne fremde Hilfe und an jedem Ort mit Mobilfunknetz in Deutschland einen Notrufabzusetzen. Mit dem Start im Juli 2021 sind wir nicht mehr darauf angewiesen, im Notfall ein Fax absenden zu müssen.

Natürlich bleiben Wünsche wie ein europaweites oder ein internationales System offen. Daher wird es spannend sein zu beobachten, wie „nora“ zukünftig weiterentwickelt wird, und diesen Prozess auch durch den DSB zu begleiten.

Klaus Büdenbender,
Joachim Seuling

Weil doch noch einige Punkte nicht ganz so gut (vor allem nicht so sicher und nicht so schnell) funktionieren, soll die Freigabe nun wieder noch eine Weile dauern. Aber eine Erklärungs-Webseite ist bereits online: www.nora-notruf.de

Kleiner Hinweis: Die Tester*innen hatten viele gute Hinweise, die inzwischen zum größten Teil auch schon eingearbeitet wurden. In dem Sinne hat sich das bisherige Werten in jedem Fall gelohnt!

 

2017-09-22 Startschuss für bundesweite Notruf-App

Ob es dann nun wohl endlich etwas wird???

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) fördert im Rahmen seiner Strategie „Intelligente Vernetzung“ die Entwicklung einer Notruf-App.

Der direkte Kontakt zwischen Notrufendem und Leitstelle ist ein zentrales Qualitätsmerkmal des deutschen Notrufsystems. Denn jeder Zwischenschritt kostet Zeit. Das Ziel der Förderung ist daher eine App, die den Notruf direkt vom Smartphone in die örtlich zuständige Leitstelle von Polizei und Feuerwehr sendet. Die Kommunikation mit der Leitstelle erfolgt anhand eines textbasierten Chatsystems. So kann zum Beispiel auch dann schnell und unauffällig Hilfe organisiert werden, wenn man mit einem Sprachanruf unerwünschte Aufmerksamkeit erregen und sich selbst in Gefahr bringen würde.

Die App soll für alle gängigen Smartphone-Plattformen verfügbar und in jeder Leitstelle Deutschlands einsetzbar sein. Das BMWi entwickelt und erprobt die Notruf-App gemeinsam mit den betroffenen Ressorts, den Ländern, Vertretern der kommunalen Spitzenverbände und anderen betroffenen Organisationen. Im Laufe der nächsten sieben Monate wird der Prototyp zudem modellhaft mit ausgewählten Leitstellen erprobt.

Der Rudolf-Müller-Verlag hat in der Zeitschrift "barrierefrei planen und bauen", Heft 2/2018, einen interessanten Artikel zum Umgang der Feuerwehr mit behinderten Menschen veröffentlicht.