9.3.1   Neubau ohne schallabsorbierende Wandpaneele

In einem Schul-Neubau wurden die ca. 190 m³ großen Unterrichtsräume mit schallabsorbierenden Decken aus Holzwolleplatten mit Mineralwolle-Auflage ausgestattet. Der Fußboden erhielt einen Linoleum-Belag. An den Fenstern befinden sich leichte Blendschutz-Vorhänge. An der Stirnwand befindet sich jeweils ein Smartboard und an der Rückwand eine Weißtafel.  In den Klassenräumen nach Abbildung 9.3.1.1 sind 24 Sitzplätze vorhanden, in dem als „Hörsaal“ benutzen gleich großen Raum nach Abbildung 9.3.1.2 stehen 38 Polstersessel. Schallabsorbierende Wandpaneele wurden weder geplant noch eingebaut. Dazu die Aussage einer Mitarbeiterin der Bauherrin „Die rüsten wir erst nach, wenn begründete Beschwerden vorliegen.

Abbildung 9.3.1.1: einer der Klassenräume mit 24 Plätzen

Abbildung 9.3.1.2: gleich großer „Hörsaal“ mit 38 Polstersesseln

Die ausgeführten Nachhallzeitmessungen zeigen entsprechend Abbildung 9.3.1.3 alle in gleicher Weise in den unteren drei Oktaven günstige Werte, wie sie aufgrund der Deckenbekleidung auch zu erwarten sind. In den oberen drei Oktaven folgt aber in allen drei Räumenein deutlicher Anstieg. Dieser ist durch horizontale „Flatterechos“ zwischen den parallelen schallharten Stirn- und Rückwänden begründet. Der stellvertretenden Schulleiterin wurde das durch einen „Impuls-Test“ mit Händeklatschen demonstriert.

 

 

Abbildung 9.3.1.3:

Nachhallzeiten aus zwei Klassenräumen (rot und grün) und dem „Hörsaal“ (blau)

 

Die Messwerte für den mit Polstersesseln ausgestatteten Hörsaal liegen zwar insgesamt tiefer. Der Anstieg der Nachhallzeiten zu den hohen Frequenzen aufgrund der Flatterechos ist aber auch hier zu erkennen.

In einem anderen Schulgebäude, nicht mehr Neubau, sondern schon deutlich älterer Bestandsbau, wurden in drei Geschossen jeweils zwei Räume untersucht, nach dem Einbau schallabsorbierender Wandpaneele nur noch einer…

Abbildung 9.3.1.4: Klassenräume eines schon älteren Bestands-Schulgebäudes vor und nach Einbau schall­absorbierender Wandpaneele

 

 

 

Abbildung 9.3.1.3:

Nachhallzeiten

aus sechs Klassenräumen „vorher“ und

aus (nur noch) einem Klassenraum „nachher“

Ehrlicherweise muss zugegeben werden, dass hier wegen der großen Abweichungen von dem Toleranzbereich zusätzlich auch die Decken mit angeklebten Mineralwolleplatten ergänzt wurden (siehe demnächst auch Kapitel 9.3.12), aber die hätten die Flatterechos nicht beseitigen können.

 

Wer auf schallabsorbierende Wandpaneele verzichtet,
wirft das Geld zur Decke raus!

 

Was darf man bei Klassen-, Seminar- und Gemeinderäumen
nicht vergessen?

- günstig ist generell eine vollflächige Belegung der Decke (αw≥ 0,80)
- Randfriese keinesfalls breiter als 0,3 m, besser deutlich schmaler
- ein schallabsorbierendes Rückwandpaneel ist MUSS (ca. 6 m²)
- wenn möglich, Teppichboden gegen Störgeräusche
- Abnahme-Messungen durchführen lassen

 

Stand 2025-04-10